I Ging

Wie das I GING funktioniert

Auf dieser Seite ist immer wieder vom I Ging und von den chinesischen Elementen die Rede. Heute möchte ich den Aufbau und die Struktur dieses interessanten Orakels erklären; ebenso möchte ich kurz erläutern, wie das I Ging funktioniert oder befragt wird.

Um eines vorauszuschicken: Für mich ist das I Ging nicht nur ein Orakel, aus dem sich nur bestimmte Texte lesen lassen. Man kann dieses Buch auch durchaus “am Stück” lesen und sich einige Weisheiten herausziehen. Wissen sollte man allerdings auch, dass das I Ging ist etwa 4000 Jahre alt  ist und und auch heute noch – trotz Kommunismus und Kulturrevolution- einen wesentlichen Bestandteil der chinesischen Kultur bildet und entsprechend mit Respekt behandelt werden sollte. Ich musste oft die Erfahrung machen, dass nicht jeder das I Ging versteht. Die Texte sind sehr bildhaft und verlangen, dass der Betroffene mit sich selbst in Klausur geht. Manchmal können die Texte auch verblüffend klar sein. Auf alle Fälle ist es kein „Instant-Orakel“, wie es häufig mit den Karten in TV-Shows gezeigt wird.

Das I Ging ist das allererste Buch Chinas und möglicherweise das älteste Buch der Welt. Genau genommen heißt es “Das Buch der Wandlungen” (“I” bedeutet  Wandlung oder Wechsel und “Ging” bzw. “Ching” ist ein Buch). Die Überlieferung sagt, dass es der sehr gebildete Kaiser Fu Xi es war, die Trigramme entdeckte und damit das I Ging begründete. Ob das allerdings gesichert ist, ist fraglich

Die so genannten “Trigramme”, bilden den Kern des I Gings. Es handelt sich hier um 3 Linien bzw. Striche, die entweder durchbrochen oder durchgängig sein können und sehen – um nur ein paar Beispiele zu zeigen – in den verschiedenen Variationen beispielsweise so aus:

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Diese Trigramme könnte man auch als Elemente bezeichnen, denn es handelt sich hier um 5 Elemente, die in der chinesischen Philosophie (die u.a. die Traditionelle Chinesische Medizin, die Raumlehre Feng Shui sowie die chinesische Astrologie umfasst) eine tragende Rolle spielen und im I Ging um 3 Elemente erweitert wurden. Alle 8 Trigramme  heißen:

  • Kien (Himmel)
  • Kun (Erde)
  • Dschen (Donner)
  • Kan (Wasser)
  • Gen (Berg)
  • Sun (Wind)
  • Li (Feuer)
  • Dui (See)

Hier lässt sich auch erkennen, dass manche Elemente genauer spezifiziert werden als in unserer abendländische Lehre. So gibt es beispielsweise 2 Elemente für das Wasser: “Kan”, das dem lebendigen, sprudelnden und sauberen Wasser entspricht, sowie “Dui”, das vielmehr das ruhige, vielleicht auch abgestandene Wasser verkörpert. Diese 8 Trigramme können Eigenschaften und Emotionen der Menschen darstellen, sie dienen im I Ging aber auch zur Mitteilung.

Kombiniert man diese Trigramme untereinander, ergibt dies 64 Möglichkeiten (8 x 8), es handelt sich hier um die 64 so genannten “Hexagramme”. Aus chinesischer Quelle habe ich die Information erhalten, dass das I Ging ursprünglich aus wesentlich mehr Trigrammen und demzufolge mehrere Hexagramme bestanden haben soll. Doch angeblich, so die chinesische Überlieferung, konnten die Menschen doch mit den akkuraten Aussagen  des I Gings nicht umgehen, insbesondere bei den Zukunftsprognosen, deshalb soll das I Ging wissentlich von Eingeweihten auf nur 64 Hexagramme “gekürzt” worden sein.

Hier sind einige Beispiele von Hexagramme zu sehen:

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Es heißt außerdem, dass die letzten großen Änderungen des I Gings später durch Konfuzius vorgenommen worden sind. Er soll die 64 Hexagramme zusammengefasst haben und in dieser Form kennen wir sie noch heute als das “Buch der Wandlungen”.

Die 64 Hexagramme im I Ging heißen:

  1. Kien – Das Schöpferische
  2. Kun – Das Empfangende
  3. Dschun – Die Anfangsschwierigkeit
  4. Mong – Die Jugendtorheit
  5. Sü – Das Warten (Die Ernährung)
  6. Sung – Der Streit
  7. Schi – Das Heer
  8. Bi – Das Zusammenhalten
  9. Siau Tschu – Des kleinen Zähmungskraft
  10. Lü – Das Auftreten
  11. Tai – Der Friede
  12. Pi – Die Stockung
  13. Tung Jen – Gemeinschaft mit Menschen
  14. Da Yu – Der Besitz von Grossem
  15. Kien – Die Bescheidenheit
  16. Yü – Die Begeisterung
  17. Sui – Die Nachfolge
  18. Gu – Die Arbeit am Verdorbenen
  19. Lin – Die Annäherung
  20. Guan – Die Betrachtung (Der Anblick)
  21. Schi Ho – Das Durchbeissen
  22. Bi – Die Anmut
  23. Bo – Die Zersplitterung
  24. Fu – Die Wiederkehr (Die Wendezeit)
  25. Wu Wang – Die Unschuld (Das Unerwartete)
  26. Da Tschu – Des Grossen Zähmungskraft
  27. I – Die Mundwinkel (Die Ernährung)
  28. Da Go – Des grossen Übergewicht
  29. Kan – Das Abgründige, das Wasser
  30. Li – Das Haftende, das Feuer
  31. Hien – Die Einwirkung (Die Werbung)
  32. Hong – Die Dauer
  33. Dun – Der Rückzug
  34. Da Dschuang – Des grossen Macht
  35. Dsin – Der Fortschritt
  36. Ming I – Die Verfinsterung des Lichts
  37. Gia Jen – Die Sippe
  38. Kui – Der Gegensatz
  39. Gien – Das Hemmnis
  40. Hie – Die Befreiung
  41. Sun – Die Minderung
  42. I – Die Mehrung
  43. Guai – Der Durchbruch (Die Entschlossenheit)
  44. Gou – Das Entgegenkommen
  45. Tsui – Die Sammlung
  46. Schong – Das Empordringen
  47. Kun – Die Bedrängnis (Die Erschöpfung)
  48. Dsing – Der Brunnen
  49. Go – Die Umwälzung (Die Mauserung)
  50. Din – Der Tiegel
  51. Dschen – Das Erregende (Das Erschüttern, der Donner)
  52. Gen – Das Stillehalten, der Berg
  53. Dsien – Die Entwicklung (Allmählicher Fortschritt)
  54. Gui me – Das heiratende Mädchen
  55. Fong – Die Fülle
  56. Lü – Der Wanderer
  57. Sun – Das Sanfte (Das Eindringliche, der Wind)
  58. Dui – Das Heitere, der See
  59. Huan – Die Auflösung
  60. Dsie – Die Beschränkung
  61. Dschung Fu – Innere Wahrheit
  62. Siau Go – Des kleinen Übergewicht
  63. Gi Dsi – Nach der Vollendung
  64. We Dsi – Vor der Vollendung

Wie wird nun das I Ging benutzt?

Eine traditionelle Methode ist das Ziehen von Schafgarbenstengeln sowie das Werfen von chinesischen Münzen. Mittlerweile gibt es sogar I-Ging-Karten, doch meines Erachtens entfernt man sich hier sehr von der eigentlichen Essenz dieses alten Weisheitsbuches. Ich persönlich finde den klassischen Münzform am besten. Hierzu braucht man drei traditionelle chinesische Münzen, doch auch normale Münzen (beispielweise Cent) kann man verwenden, in diesem Falle ist vorher festzulegen, welche Seite der Münze ein Yang- und welche ein Yinsymbol smybolisiert.

Die 3 Münzen sind insgesamt sechsmal zu werfen. Jeder einzelne Wurf mit seinen Kombinationen wird schriftlich festgehalten: Fallen zwei Yangseiten und eine Yinseite,

entspricht das einer Yanglinie, was in Form einer durchgezogenen Linie aufgezeichnet wird. Fallen zwei Yinseiten und eine Yangseite, wird hierfür eine Yinglinie – dargestellt durch eine unterbrochene Linie – dokumentiert. Fallen drei Yangseiten gleichzeitig, dann ist hier eine durchbrochene Yin-Liniezu notieren, die mit einem Punkt (entweder in der Mitte oder seitlich) gekennzeichnet wird. Diese Linien sind wichtig, damit wird nämlich ausgedrückt, dass sich das Hexagramm wandelt. Neben dem bereits bestehenden Hexagramm zeichnet man also nun ein zweites Hexagramm, in der diese Yinlinie zur Yanglinie wird (die restlichen Linien bleiben unverändert). Ähnliches gilt natürlich auch, wenn in einem Wurf drei Yinseiten erscheinen: in diesem Falle ist eine durchgezogene Yanglinie zu zeichnen, die sich dann im zweiten Hexagramm zu einer Yinlinie “wandelt” (deshalb ist das I Ging auch das “Buch der Wandungen” bekannt – es zeigt auf, dass das Leben immer im Fluss ist und sich ständig verändert…).

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Nun sagen die Linien alleine noch gar nichts, man benötigt hierfür das  Buch. Mittlerweile gibt es zahlreiche Bücher zum I Ging erhältlich, zum großen Teil mit Interpretationshilfe in unserer modernen Sprache. Ich halte mich in erster Linie noch an den “Klassiker”, nämlich der Original-Übersetzung des deutschen Sinologen Richard Wilhelm (1873-1930), auch wenn die Sprache dieses Buches häufig als “altmodisch” oder “patriarchalisch” verpönt wird (besonders der “Große Mann” scheint ja manchen Schwierigkeiten zu machen) – wer aber die Aussagen des I Gingswirklich versteht, wird bald erkennen, dass das I Ging tatsächlich zeitlos ist und Wertungen dieser Art nur den Ängsten unseres heutigen Welt entspringen und mit der Weisheit des I Gings, das für jede Lebenslagen kompatibel ist, überhaupt nichts zu tun hat. Manche Neuinterpretationen des I Gings nehmen für sich in Anspruch, zeitgemäßer und passender für die Menschheit zu sein, während die Autoren nicht mal Sinologen sind, kein Wort Chinesisch können und doch nichts anderes tun, als auf die Interpretation von Richard Wilhelm zurückgreifen, um das I Ging mit vereinfachten Texten “umzuschreiben”. Doch ein ein neues I  Ging mit Texten, die für alle allgemeingültig und leicht verständlich sind – sozusagen ein “Instant”-Orakel – liefert nur teilweise erhellende Antworten. Nicht umsonst gilt die Übersetzung Wilhelms auch heute noch als Standardwerk. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch erwähnenswerte Neuinterpretationen des I Gings, die Anfängern den Einstieg erleichtern und als Zusatzlektüre verwendet werden können: Unter den vielen Neuerscheinungen habe ich beispielsweise die Bücher von Renee van Osten, Georg Zimmermann  und R.L. Wing schätzen gelernt.

Alle dieser Bücher enthalten eine Tabelle mit der Übersicht der Trigramme, aus denen sich die Hexagramme bilden.Sie sieht so aus:

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Nach dem Münzenwerfen ist das weitere Vorgehen relativ einfach: Man sucht sich anhand der Tabelle sein Hexagramm aus (ob es ein oder zwei Hexagramme pro Wurf sind, hängt also davon ab, ob man eine so genannte “bewegte Linie” geworfen hat).  Jedes Hexagramm enthält einen Einleitungstext sowie 6 kleine Texte. Der Einleitungstext besteht bei Richard Wilhlem aus einer Erklärung des Hexagramms, dem so genannten “Urteil” (hier wird das Hexagramm in seiner Bedeutung beschrieben) und der Bildbeschreibung. Dieser Einleitungstext ist in jedem Falle zu lesen. Ob und welcher von den 6 kleinen Texten gelesen wird, hängt davon ab, ob man eine bewegte Linie hat und wenn ja welche.

Das I Ging gibt häufig sehr erhellende und verblüffende Auskünfte. Bei nächster Gelegenheit werde ich gerne ein paar Beispiele hier vorstellen.

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