Als Kind ängstigte ich mich, wenn die stigmatisierte Therese Neumann – alias Therese von Konnersreuth – im Fernsehen gezeigt wurde; an den Freitagen, respektive jeden Karfreitag musste sie offenbar das Leiden Jesu am eigenen Leib miterleben. Hinterher bereute ich es, dass ich einschlägigen Dokus im Fernsehen so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Aber so war es nun mal: es faszinierte und interessierte mich, gleichermaßen jagte es mir Angst ein.
Dabei war es offensichtlich, dass die „Resl“, wie man sie seinerzeit nannte, Qualen erlitt. Ebenso scheint es wahr zu sein, dass sie sich während der Stigmata in einer anderen Welt befand. Später war ich mir nicht so sicher und ich zweifelte: War alles nur ein Fake, eine Show der katholischen Kirche oder tatsächlich echt?
Therese von Konnersreuth wurde am 9. April 1898 in Konnersreuth geboren. Durch ihre Stigmata und Nahrungslosigkeit wurde sie berühmt, dabei waren Ihre jungen Jahre nicht einfach: Sie wurde als erstes von elf Kindern einer sehr armen Schneiderfamilie geboren. Eigentlich war es ihr Wunsch, ins Kloster einzutreten, doch das wurde u.a. durch einen Schicksalsschlag verhindert: Während der Löscharbeiten bei einem Brand stürzte sie und konnte sich fortan nicht mehr bewegen; später kamen diverse vegetative Erkrankungen kamen hinzu, die letztendlich zum totalen Zusammenbruch und zur Bettlägerigkeit führten. Doch bereits im Februar 1926, im Alter von 27 Jahren, zeigten sich bei Therese jeden Freitag Blutungen aus den Augen und den Händen. Letzteres sorgte für großen Besucherandrang. An manchen Karfreitagen wurden bis zu 5000 Besuchern gezählt. Sogar Paramahansa Yogananda besuchte diese große katholische Mystikerin.
Heutzutage polarisiert Therese von Konnersreuth, was nicht zuletzt an der anti-religiösen Beeinflussung der Medien liegt. Mehrere Sachen haben mich davon überzeugt, dass es – was immer es auch genau gewesen ist – nicht gespielt war. Dafür sprachen:
- Jener Journalist, der sie besuchte, um den vermeintlichen Betrug aufzudecken und letztendlich zur katholischen Kirche konvertierte.
- Die Tatsache und die Bestätigung von Ärzten, dass nach jedem Leiden das Herz der Therese Neumann bis zu 5 Minuten still stand und dann von selbst wieder zu schlagen begann. Des Weiteren konnte nicht festgestellt werden, dass die Wunden manipuliert waren.
- Ebenso die Tatsache, dass Therese Neumann jahrzehntelang ohne Essen und Trinken überlebte und sich während der Zeit der Nazis sich sogar freiwillig einem dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt unterzog, in der sie das unter Beweis stellen konnte.
- Der Umstand, dass Therese Neumann während ihrer „Trance“ (ich will es mal so nennen) plötzlich in einer anderen Sprache zu reden begann, die sie selbst nicht verstand. Mehr noch, sie beschwerte sich sogar darüber, dass sie jedes Mal die Kreuzigung Jesu so miterlebte, als sei sie mittendrin im Geschehen, aber in einer Sprache geredet wurde, die sie nicht mal verstand. Man holte Sprachwissenschaftler hinzu, die die Worte, die sie wiederholte, aufzeichneten und sie als aramäisch – der Sprache Jesu – identifizierten und übersetzen konnten. Ein Satz lautete beispielswiese „Schlagt zu, schlagt zu“ – das konnte Therese auf aramäisch hören, als sie erlebte, wie Jesus ans Kreuz genagelt wurde.
- Ein weiterer Fakt: Ein anderer Kritiker unterhielt sich mal mit Therese, ob es nicht ihre Einbildung und ihr starker Gottesglaube sei könne, die diese Visionen hervorrufen. Er muss wohl dabei auf die Kirchenbilder gedeutet haben, an denen man Jesus am Kreuz sah. Therese Neumann entgegnete daraufhin, dass die Kirchenbilder ohnehin nichts mit den Geschehnissen zu tun hätten, die sie Freitag für Freitag erlebte.
Therese wurde – man beachte den „Zufall“ – an einem Karfreitag geboren (Horoskop folgt)! Den Erzählungen nach entsprach ihr Charakter denn eines echten Widders: sehr burschikos, energisch, direkt, arbeitsfreudig und hart anpackend, aber auch temperamentvoll und häufig laut und hemmungslos laut loslachend. Die Männerarbeiten hatten es ihr mehr angetan als die typischen Hausarbeiten, zu denen man Frauen seinerzeit erziehen wollte. So war sie lieber ein echter „Ochsenknecht“ statt Handarbeiten zu verrichten. Romantische Romane lagen ihr ebenfalls nicht, sie wollte nichts „Ausgedachtes“ lesen, sondern Reales.
Ihr Leidensweg war unglaublich – in jungen Jahren wurde sie schrittweise bettlägerig und erblindete dann völlig. Phänomenal war dabei, wie sie ihr Leiden ertrug, auch wenn es nicht immer einfach war: so ordnete sie ihre Wünsche dem Willen des „Heilands“ unter. Erstaunlich war auch ihre plötzliche Heilung, die am Tage der Seligsprechung von Therese von Liseux, ihrem großen Vorbild, stattfand (abgeschnitten von der Außenwelt wusste sie natürlich nicht, dass ihr Idol an diesem Tage seliggesprochen wurde). Ebenso unglaublich sind die Koinzidenzen mit ihrem großen Vorbild Therese von Lisieux – man beachte nicht nur die Namensgleichheit, sondern auch die Ähnlichkeiten im Gesicht!!
Ich bin auch ein Fan des großen Meisters Paramahansa Yogananda, jenem spirituellem Inder, der stets versucht hat, Christentum und Hinduismus zu vereinen. Seinen Besuch beantragte er bei der katholischen Kirche in Eichstätt und Therese freute sich auf prompt auf diesen „Gottesmann aus Indien“, wie sie ihn nannte. Er schildert sie als freundliche und fast schon kindlich Frau, die begeistert an seinem Autoradio spielte und rumprobierte. Doch er wurde auch Zeuge ihrer Stigmatisierung, während sein Sekretär/Mitarbeiter und Begleiter in Ohnmacht fiel und hinausgetragen werden musste.
Ich kann jeden gläubigen Menschen nur empfehlen, sich in die Geschichte der Therese Neumann bzw. Therese von Konnersreuth einzulesen. Ihre Intention war nie, Aufmerksamkeit zu erregen. Doch sie freute sich, wenn sie Menschen für den christlichen Glauben, respektive dem katholischen, begeistern konnte.