Beim Blättern in der Sammlung meiner alten “Esotera”-Hefte *)bin ich überraschend auf einen alten Artikels meines früheren Freundes Hajo Banzhaf (1949 – 2009) gestoßen. “Tarot für den Tag” heißt dieser Artikel und ich bin froh, ihn gefunden zu haben. Nicht nur dass er von unschätzbarem Wert ist, was Hajos Andenken anbelangt; auch behandelt er ein Thema, das manchmal trivialisiert wird und deshalb häufig die Tarotgemeinde spaltet: Das Ziehen der so genannten “Tageskarte”.
Die Tageskarte als Mittel zur Selbsterfahrung ist besonders unter den Tarot-Einsteigern beliebt, denn mit nur geringen Vorkenntnissen lässt sich mit ihr Verborgenes beleuchten. Statt komplexe Legungen mit vielen Karten zu interpretieren und eine Zusammenfassung auszuarbeiten, braucht sich der Ratsuchende nur auf einen einzige Karte zu konzentrieren. Für Neulinge hat diese Methode noch einen weiteren nützlichen Nebeneffekt: Regelmäßiges Ziehen und Interpretieren lässt den Betroffenen nach und nach mit den Karten vertraut werden – und das sehr oft in einer Weise, wie es die besten Worte und Erklärungen nicht könnten…
Allerdings ist das Ziehen einer Tageskarte auch manchmal umstritten, denn es kommt nicht selten vor, dass sich der Fragesteller in der gezogenen Tageskarten kein bisschen findet oder mit ihr überhaupt nichts anfangen kann. Tarotlehrer weisen dann in der Regel darauf hin, dass es sich bei jenem Thema, das durch die Tageskarte angezeigt wird, um latente Kräfte handelt, die vorerst noch im Unbewussten verborgen sind und sich erst Wochen oder gar Monate später in Form von Ereignissen oder Entscheidungen bemerkbar machen. Dies erklärt übrigens auch, warum es nicht selten vorkommt, dass ein und die gleiche Karte über einen längeren Zeitraum als Tageskarte gezogen wird, ohne dass der Betroffene wirklich etwas mit ihr anfangen kann.
Wie so oft war es auch in diesem Artikel wieder Hajo, der für diese Phänomene die richtigen Worte fand. So weist er in diesem Artikel aus dem Jahre 1994 darauf hin, dass die Tageskarte oft fälschlicherweise mit einem wichtigen Tagesereignis in Verbindung gebracht wird. Doch was in Wirklichkeit an jenem Tag wirklich von Belang war, wissen wir oftmals erst viel später. In diesem Zusammenhang gibt er in seinem Artikel auch wichtige Ratschläge:
- Es ist zwar in unserer reizüberfluteten Zeit nicht sehr einfach, aber dennoch sehr hilfreich, jeden Abend den Tag Revue passieren zu lassen. Mit der Zeit wird man bewusster zu leben, denn schließlich ist es in erster Linie der Alltag, aus dem unser Leben besteht und aus dem sich Ereignisse zusammenfügen.
- Auch sollte man die Entwicklung vermeintlicher “Kleinigkeiten” beobachten, die die Karten augenscheinlich beschreiben, die man aber ohne entsprechenden Hinweis des Tarots nicht beachtet hätte.
Falls einem anfangs 78 Karten als zu viel erscheinen, kann man sich zunächst nur auf die 22 Großen Arkana beschränken (oder aber auch auf die 40 Kleinen Arkana oder 16 Hofkarten – siehe auch Artikel “Wer ist was im Tarot”. Und natürlich ist es auch “erlaubt”, die Einzelkarten für einen bestimmten Zeitabschnitt zu ziehen, beispielsweise für eine Woche oder einen Monat. Auch das Ziehen von Jahreskarten ist möglich, allerdings empfiehlt sich hier auch, die Jahreskarte anhand des Geburtsdatums zu berechnen).
Aber auch weitere “Spielereien” sind erlaubt: So ist es auch möglich, eine Karte aus den Großen Arkana und als Ergänzung eine aus den Kleinen Arkana zu ziehen. Viel Spaß damit!
*) = Es handelt sich hier um eine alte Ausgabe (9/94) der Zeitschrift “Esotera”, die mittlerweile leider nicht mehr existiert. Deshalb war es mir nicht möglich, mich nach dem Copyright und etwaige Abdruckrechte des Bildes unten zu erkundigen. Sollten Leser Quellen haben oder sollte die Abbildung der ersten Seite des Artikels gegen irgendwelche Rechte verstoßen, bin ich für jede Information dankbar!