Tarot

Lady Harris und die Korrespondenz mit Crowley, Teil II

Ein Brief von Lady Frieda Harris datiert auf Montag, den 18. September 1939. In diesem Schreiben teilt sie Crowley mit, dass die Karte „10 der Schwerter“ fertiggestellt worden sind und bittet ihn, sich nach Rahmen für die Bilder zu erkundigen. Aus dem Schreiben geht auch hervor, dass Crowleys Wissen komplex und seine Erklärungen schwierig sind:

Lieber Aleister,

vielleicht möchten Sie zu Le Chatier Sarve in die St.-James-Street gehen und dort nachfragen, ob man dort meine Zeichnungen auf die gleiche Weise wie das Ihnen vorliegende Muster mit einem Passepartout versehen lassen kann. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie auch eines mitnehmen. Fragen Sie auch bitte nach dem Preis. Ich habe an Green & Stone gedacht, doch die haben im Moment keine guten Mitarbeiter und sind deshalb nicht vertrauenswürdig. Es gab einen sehr guten Mann auf der linken Seite abwärts der Pelham Street, ein kleiner Laden mit ein paar aufgehängten Rahmen, und sollte es diesen noch geben, dann war das der Laden, der sehr gute und nicht allzu teure Rahmen- und Passepartoutarbeiten für Nick erledigt hat, doch ich habe den Namen vergessen. Die Rowley Gallery in der Church Street / Notting Hill Gate könnte die Arbeit auch machen, aber dort sind sie sehr pingelig und eigensinnig. Mir ist es besonders wichtig, dass die Zeichnungen mit einem nicht-brennbarem Talk abgedeckt werden, wofür der verstorbene Mitarbeiter bei Gates bekannt war. Vielleicht könnten Sie Blow-Bubbles dazu bewegen zu verraten, wie das Mittel genannt wurde.

Ich finde  die Namen der Karten im Inhaltsverzeichnis, das sie an alle versandt haben, unklar. Tatsächlich hat es mich Stunden gekostet, sie zu sortieren und herauszufinden, welche was bedeuten. Sie sind viel zu reißerisch und ich bevorzuge die alten Namen, Sie nicht? Ich hasse all diese geschwollenen Worte und habe das Gefühl, bei Taliesin *) gelandet zu sein.

Wie soll ich die Einfassung bedrucken lassen? Ich möchte nämlich nichts verkehrt machen, die Arbeit ist sehr mühsam.

Ich habe die 10 der Schwerter fertiggestellt und prompt entsendet Russland die Armee.**)  Auf was steuern wir nur zu. Sie haben mir die Hinweise zum Narren nicht geschickt. Haben Sie es bemerkt? ***)

Haben Sie gesehen, dass alle Sephirots im Index falsch geschrieben sind, fast alle – es wäre ein furchtbares Ärgernis, wenn sie so gedruckt werden würden. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass Sie Tzaddi – Den Herrscher deutlich ausgeführt haben. Haben Sie keine schematische Darstellung? Ich habe Ihr Buch Ann Christie an den Abenden vorgelesen und obwohl sie sehr interessiert ist, konnte sie Ihr Buch nicht verstehen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es am Ende auch werde. Es wird um den Punkt gehen, welches Argument das beste ist. Gibt es einen bestimmten Grund für die beiden Schlaufen, außer der Geheimhaltung? Sicherlich! Und wenn nicht, warum nicht die Schlaufe lösen und den Herrscher mit der 17 oder IV oder 4 oder 17 nummerieren, wie den Stern, ebenso die Stärke XI und die Ausgleichung VIII. Ich rechne damit, dass ich noch sämtliche falsch habe, und sollte das der Fall sein, dann müssen Sie deutlicher in Ihren Ausführungen sein sein, denn ich bin nur unterdurchschnittliche intelligent.

Á bientôt,

Frieda Harris

P.S: Aufgrund des Benzinverbots kann ich nicht Fox besuchen, und  auch er kann nicht kommen und mich sehen. Und wer ist Miss…?  Ich versuche mal eine graphische Darstellung, vielleicht können Sie eine grobe Schätzung vornehmen:

[         ….Zeichnung…         ]

Und ich glaube, wir können die 4 + 17 auf einem Schwenkarm drehen. Ziemlich lustig die Vorstellung, dass auch die Sonne den Zodiak rundherum abgebildet haben könnte.

Erklärungen:

*)  Ein Taliesin war ein historischer Barde, der Werke in walisisch verfasste.

**) Hier dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit der Einmarsch der russischen Armee in Ostpolen am 17. September 1939 gemeint ist.

***) “bemerkt”: im Original schrieb Lady Harris: “Did you no-tice?”, offensichtlich ein Wortspiel mit dem Wort „notice“. Eine Vermutung von mir: „no“ im Sinne von „nicht“ oder „kein“; „tice“ könnte eine Anspielung auf „tic“ sein, was so viel wie Tick, Spleen oder Macke bedeutet. Das ist dennoch reine Spekulation meinerseits.

Bild von Lady Frida Harris: Wikipedia (gemeinfrei)

Weitere Artikel zum Thema:

Lady Harris und die Korrespondenz mit Crowley, Teil I

„Ich habe auch nicht mehr als ein wöchentliches Taschengeld“ (Lady Harris und die Korrespondenz mit Crowey, Teil III)

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