Sowohl die chinesische Astrologie als auch weise Schriften und Orakelbücher wie das I Ging oder Shen Shu bedienen sich einer sehr bildhaften Sprache, die unserem westlichen Verständnis nicht immer entgegenkommt. Wenn also von Drachen, Wildgänsen, Hasen im Mond oder verdorrten Bäumen, die plötzlich wieder blühen, die Rede ist, dann wissen die meisten, dass es hier nur um Sinnbilder, also bildhaften, poetischen Sätzen geht – doch was drücken sie genau aus? Nachstehend ein paar Begriffe und was sie genau bedeuten.
Ahnen: Eigentlich ist es nur unsere moderne westliche Welt, die keinen Ahnenkult mehr betreibt. Nur die Familienstellungen (und teilweise auch die Astrologie) befördern noch das an die Oberfläche, was andere Kulturen längst wußten: Der unsichtbare Einfluss unserer Vorfahren, der im alten China eine große Rolle spielte. So gab es Ahnenaltäre verschiedenster Art, denen dem chinesischen Mondkalender entsprechend Opfer gebracht wurden, wie beispielsweise Früchte, Hühner oder Nüsse. In buddhistischen und taoistischen Tempeln gab es dafür eigens Hallen, in denen Ahnengedenktafeln aufgehängt wurden. Noch heute hängen in China die Menschen noch so sehr an ihren Ahnen, so dass das Ahnengedenkfest am 15. Tag des dritten Mondmonats gefeiert wird.
Die heutige Wissenschaft weiß mittlerweile, dass sich auch Erfahrungen, Erlerntes und Angewohnheiten vererben – andernfalls gibt es keine Erklärung beispielsweise für Kinder, die Fähigkeiten, die sich ein Elternteil mühsam aneignen musste, offensichtlich in die Wiege gelegt bekommen haben (bei Musikern beispielsweise soll das häufig beobachtet worden sein). Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, wenn der Ahnenkult im alten China religiösen Stellenwert hatte.
Beamter: Für einen Chinesen war es das größte zu erreichende Ziel, zum Staatsbeamten erwählt zu werden, ob nun als Politiker, Lehrer, Arzt oder Wissenschaftler. Als Boten des Kaisers und Vollstrecker von Weisungen spiegelten die Beamten praktisch die Himmelshierarchie wider. Wenn man als Fragesteller im I Ging also als Beamter erscheint, dann hat dies eine besondere Bedeutung und besagt, dass mam sich entweder in einer sehr priviligierten oder verantwortungsvollen Situation befindet.
Drache: Während der Drache bei uns noch als Fabelwesen betrachtet wird, gilt er im alten China seit alters her als Symbol für einen Boten des Himmels, der beispielsweise das notwendige Wasser vom HImmel bringt. Ist beispielsweise im I Ging oder Shen Shu von „Schlafenden Drachen“ die Rede, dann bedeutet dies, dass dem Fragesteller eine gute Situation bevorsteht, die aber noch nicht erkannt wird. Außerdem verkörpert der Drache das Herrschertum bzw. den Herrscher selbst. Die kaiserliche chinesische Flagge trug den Drachen einst als Emblem.
Drachentor: Es galt als Sinnbild für den Eingang zum Thronpalast beziehungsweise für den Übergang in ein spirituelles Leben.
Drachenaugen: So werden die Früchte des „Nephelius dragonis max“ genannt, eines Baumes aus der Lichti-Familie. Frisch oder getrocknet galten diese Früchte als Heilmittel für die Sehkraft.
Elementelehre: Nicht nur bei den alten Griechen, den Persern oder den Indern gab es eine Elementelehre mit einem komplexen Bezugssystem. Bei den Chinesen entsprachen die Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser den Jahreszeiten, Himmelsrichtungen und Stunden des Tages (siehe auch hier im Blog unter Elementelehre bzw. I Ging). Dazu wechselten auch die Staatsbeamten rituell zu jeder Jahreszeit die Farben ihrer Kleider. Auch dient die chinesische Elementelehre als Basis für die traditionelle chinesische Medizin (TCM).
Fuchs: Während der Fuchs hierzulande schon immer als gerissenes und hinterlistiges Tier galt, war er im alten China wegen seiner Schläue und Vorsichtigkeit bekannt. Noch heute ist die Umsicht des Fuchses sprichwörtlich. Auch das I Ging beschreibt den Fuchs als ein äußerst behutsames Tier, wie beispielsweise im Hexagramm Nr. 64 „We Dsi“ („Vor der Vollendung“): Hier ist von einem erwachsenen und sehr instinktsicherem Fuchs die Rede, der über gefrorenes Wasser geht, sich dabei nur die sichersten Stellen aussucht und dem das leiseste Krachen des Eises nicht entgeht. Dabei wird dieser Fuchs mit einem jungen und noch unerfahrenen Fuchs verglichen, der kühn drauf los läuft und – als er den Weg über das Wasser fast geschafft hat – hinfällt und seinen Schwanz nass macht, so dass alle Mühe vergeblich war. Der Fuchs in diesem Hexagramm versinnbildlicht also Achtsamkeit, die man braucht, um schwierige und gefahrvolle Situationen zu meistern.
So gab es im alten China auch so genannte „Fuchs-Beamte“, der den Menschern Ratschläge gab.
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