Um ein Horoskop zu berechnen, ist das Datum der Geburt, die exakte Geburtszeit (möglichst minutengenau und standesamtlich bestätigt) und der genaue Geburtsort notwendig.
Der Astrologe der alten Schule, der das Horoskop noch manuell und ohne Computer arbeiten kann, benötigt eine Tabelle bzw. ein Buch mit den Koordinaten, die Ephemeriden sowie Häusertabellen, Lineal und Stift, ggf. auch einen Taschenrechner und ein Horoskopformular. Diese Vorbereitung ist eine langwierige Arbeit, die einem aber seit den 90er Jahren der Computer bzw. die Astrologiesoftware abnimmt, was nicht zuletzt auch zum Erfolg der Astrologie in dieser Zeit beigetragen hat.
Mittlerweile haben die meisten Menschen eine verschwommene Vorstellung davon, was ein Aszendent ist. und teilweise schafft es auch der Mond dank einschlägiger Literatur über den „richtigen Zeitpunkt“ mit in den Mainstream. Ich werde häufig mit Fragen konfrontiert wie „Ich bin Fisch mit AC Löwe und Mond im Steinbock – was bedeutet das?“ Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt, dem man zwar eine Bedeutung zuschreiben kann, der aber noch nicht das ganze Geburtshoroskop umfasst. Ein Horoskop setzt sich zusammen aus :
- den oben erwähnten zwölf Zeichen
- den Planeten
- sowie den sogenannten „Häusern“, zu denen auch die Hauptachsen Aszendent/Deszendent (AC/DC) sowie Immun Coeli und Medium Coeli (IC/MC) gehören
Der Tierkreis – und damit das astrologische neue Jahr – nimmt seinen Anfang im Tierkreiszeichen Widder, gefolgt von Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische (hier gibt es eine Übersicht zu den zwölf Tierkreiszeichen). Der Tierkreis ist von unserer Erde aus gesehen ständig in Bewegung, wie wir es von den Jahreszeiten her kennen. Unser persönliches Sonnenzeichen bzw. Tierkreiszeichen (leider hat sich der fachlich nicht korrekte Begriff „Sternzeichen“ etabliert) resultiert aus dem Tag bzw. dem Monat, in dem wir geboren wurden. Das Tierkreiszeichen wechselt also etwa alle 30 Tage.
Auch die Planeten sind stets in Bewegung. Die ersten beiden Himmelskörper wurden hier schon erwähnt, auch wenn es keine richtigen Planeten sind: Die Sonne, die eigentlich ein Fixstern ist und das Zentrum unseres Sonnensystems bildet, und der Trabant der Erde, der Mond. Der Mond braucht im Vergleich zur Sonne keine rd. 360 Tage, sondern lediglich rd. 29 Tage, um durch den ganzen Tierkreis zu laufen. Unser Mondzeichen hängt also auch davon ab, an welchem Tag wir geboren wurden (der Mond hält sich ca. 2 1/2 Tage in einem Zeichen auf). Weitere Planeten sind Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto. Manche Astrologen beziehen gelegentlich noch andere Himmelskörper mit ein, teilweise auch fiktive Planeten (beispielsweise die „Hamburger Schule“) oder die Kentauren oder Asteroiden. Manche arbeiten noch mit sensitiven Punkten, die sich aus der Berechnung zweier Planeten und dem AC oder dem MC ergeben.
Beim Aszendenten und den Häusern handelt es sich um eine weitere Himmelsbewegung, die jeder kennt: So wie sich die Sonne scheinbar jeden Tag ihre Bahn über den Himmel zieht, dreht sich auch das ganze Himmelsgewölbe einmal am Tag um die Erde. Wir kennen das beispielsweise vom abendlichen Sternenhimmel, der scheinbar „wandert“1. Jenes Tierkreiszeichen, das zu einem bestimmten Augenblick im Osten aufsteigt, beschreibt also den Zeitpunkt der Geburt und bildet den Aszendenten (das Lateinische „ascendere“ bedeutet „aufsteigen“). Der Aszendent (AC) wird rechnerisch durch die Geburtszeit und den Geburtsort bestimmt. Wer seinen AC kennt, dem ist auch der Deszendent (DC) bekannt: Er ist immer das Zeichen, das genau 180° gegenübersteht. Ein Beispiel: Menschen mit AC Skorpion haben immer den DC im Stier, bei einem AC in der Jungfrau liegt der DC immer in den Fischen usw.
Was bedeuten nun AC und DC? Der AC zeigt auf, wie wir uns auf Neues zubewegen, wie unsere „Grundstimmung“ ist und wie wir auf andere Menschen zugehen – analog zum Zeitpunkt unserer Geburt, denn der AC und die Planeten in der Nähe beschreiben auch ein Stück weit den Eintritt in die Welt. Der AC kann also freiheitsliebend und unkonventionell (z.B. Wassermann) oder kämpferisch und spontan (z.B. Widder) sein. Von den übrigen Horoskopfaktoren hat der AC auch die größte Bedeutung, was das äußere Erscheinungsbild eines Menschen betrifft. Während der AC das Ich-Gefühl versinnbildlicht, zeigt der DC die Du-Erfahrung auf. Dieses Du-Gefühl erleben wir meist in engeren Partnerschaften, was bedeutet, dass der DC ein wesentlicher Aspekt des Beziehungsthemas in der Astrologie ist. Der AC markiert den Beginn des so genannten „ersten Hauses“, der DC des „siebten Hauses“
Eine etwas andere Technik bildet die Berechnung der des Immun Coeli (IC) und Medium Coeli (MC). Der MC beschreibt jenen Zeitpunkt, zu dem die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hat, also mittags. Gemäß der Bedeutung des „höchsten Punktes“ im Horoskop zeigt der MC Erfahrungen und Eigenschaften an, die es im Laufe des Lebens zu entfalten gilt. Dies äußert sich darin, dass bestimmte Themen im Laufe der Zeit immer wichtiger werden. Da Selbstverwirklichung in unserer modernen Welt in erster Linie mit dem Beruf in Zusammenhang gebracht wird, gibt der MC auch Auskunft über unser berufliches Schaffen. Der MC markiert den Beginn des 10. Hauses, das u.a. für die Karriere und für den Stand innerhalb der Gesellschaft („Status quo“) steht.
Aus diesen vier Schnittstellen – den so genannten Hauptachsen – leiten sich dann auch die sogenannten zwölf „Häuser“ im Horoskop ab, die einzelne Lebensbereiche beschreiben. Für diese Häuser gibt es mehrere Berechnungsmethoden, beispielsweise Placidus, Koch, Regiomontanus, Vehlow oder Äqual. Wichtig ist, von welchem Tierkreiszeichen und Planeten ein Haus betroffen ist.
(Mehr Informationen zu den Häusern gibt es hier in Kürze. Auch wird diese Seite von Zeit zu Zeit überarbeitet.)
Kurz zusammenfassend kann man sagen:
Ein Horoskop setzt sich aus Tierkreiszeichen, Planeten sowie Achsen und Häusern zusammen, wovon die Tierkreiszeichen das „Wie“ beschreiben, die Planeten das „Was“ und die Häuser das „Wo“. Eine Sonne im Horoskop steht für unser Bewusstsein, unsere zentrale Selbstentfaltung („was“); im Zeichen Skorpion würde sie beispielsweise einen leidenschaftliche und tiefgründigen Menschen beschreiben, der mit Oberflächlichkeit und Mittelmäßigkeit nicht viel zu tun haben will, aber sich zu allem Verborgenen und Geheimnisvollen hingezogen fühlt („wie“). Wenn seine Sonne im 10. Haus steht, kann man davon ausgehen, dass er sich am besten über seinen Beruf bzw. seine Berufung entfaltet („wo“). Eine Rolle spielen noch die Winkelbeziehungen der Achsen und Planeten untereinander, sie bilden die sogenannten Aspekte. soweit mal das Grundgerüst für die Anfänger.
Noch ein Hinweis dazu, wie uns die Astrologie in den Medien präsentiert wird:
Meist wird die Astrologie lächerlich gemacht und ihre Funktion als Mittel zur Selbsterkenntnis in Abrede gestellt. Ein berühmtes „Gegenargument“ ist die häufig verbreitete Behauptung, die „Sternzeichen“ seien rechnerisch nicht mehr richtig, sie hätten sich „verschoben“. Diese Gegenargument wird uns nahezu jährlich als bahnbrechende Information präsentiert, wie beispielsweise hier beim „Spiegel“; im Artikel ist erkennbar, dass der Schreiberling zwar brav seine Hausaufgaben gemacht hat – aber leider die ganz falschen. Er ergießt sich nämlich ausgiebig über „Sternbild“ Steinbock und nicht über das Tierkreiszeichen.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag wenigstens ein bisschen näherbringen konnte, wie die Tierkreiszeichen wirklich von uns Astrologen interpretiert werden: Nicht durch das Lesen der Sternbilder, sondern durch den jährlichen Lauf der Sonne (bzw. die jährliche Umlaufbahn der Erde um die Sonne), die auch unsere Jahreszeiten bildet. Diesen Tierkreis, der sich jährlich wiederholt und auf der Umlaufbahn der Erde um die Sonne basiert, nennt man „tropisch“, während man die Sternbilder am Nachthimmel „siderisch“ nennt. Sorgfältige Recherche und ehrliche Aufklären scheinen keine Rolle zu spielen, wenn es um unsere Zunft geht. Und das zeichnet leider die „Aufklärung“ über die Astrologie in unseren Medien aus: (gezielte?) Desinformation und falsche Behauptungen!
Natürlich bin ich dir als Leser, der bis hier durchgehalten hat, auch eine fachliche Erklärung schuldig: In der Tat waren siderischer und tropischer Tierkreis zu Zeit der Babylonier gleich. Und ja, es ist richtig: Mit der Zeit haben sich die Sternbilder verschoben. Das hat mit der Rotationsbewegung der Erde zu tun, wodurch sich der Schnittpunkt des Äquators mit der scheinbaren Sonnenbahn am Himmel – also der Frühlingspunkt – verlagert. Diese Bewegung nennt man auch „Präzession“. Da wir westliche Astrologen aber noch NACH WIE VOR mit dem tropischen Tierkreis arbeiten (im Gegensatz zur vedischen Astrologie in Indien, bei der auch ganz korrekt auf siderisch umgerechnet wird), hat sich rein gar nichts verschoben und du kannst getrost davon ausgehen, dass dein „Sternzeichen“ (wie gesagt, der Ausdruck „Tierkreiszeichen“ ist korrekter) richtig ist – wie die anderen Horoskopfaktoren auch.
Bedeutung der Planeten und Häuser
- Hier gilt das gleiche, was ich bereits im vorherigen Artikel „Was ist Astrologie?“ beschrieb: Den Astrologen ist bewusst, dass sich nicht der Himmel dreht, sondern die Erde. Die nicht ganz korrekte Bezeichnung resultiert aus dem geozentrischen Weltbild der Astrologie, d.h. sie beschreibt die Sichtweise von der Erde aus gesehen. Deshalb spricht man vom „Lauf der Sonne“, auch wenn sich die Erde um die Sonne dreht, sowie vom Himmel, der sich bewegt. ↩︎
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