Tarot

Tarot und Karriere, Teil I: Motivation und Burnout in den Karten

(Diesen Beitrag können Sie auch in russischer Sprache lesen).

Auch wenn hier von einer mittlerweile ernst zu nehmenden Krankheit die Rede ist, möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Blogeintrag keinesfalls einen Arzt oder Psychologen ersetzt, sondern lediglich die persönlichen Erfahrungen der Autorin wiedergibt und Verbindungen zum Tarot aufzeigen möchte. 

Burnout wird oft als Modeerscheinung gehandelt, andere wiederum sehen in ihr ein Zeichen der Zeit. Und natürlich darf ein vermeintliches Burnout auch als Alibi herhalten, wenn es um Demotiviation geht.
Tatsache ist aber auch, dass in der heutigen westlichen Berufswelt ein großer Teil der Menschen überfordert sind und das Gefühl haben, nur noch auf Knopfdruck zu funktionieren. Dabei ist das Burnout-Syndrom schon lange nicht mehr nur ein Phänomen unter Managern und Führungskräften, ebenso wenig ist ausschließlich das Personal in den Pflegeberufen davon betroffen. Im Gegenteil, das Burnout betrifft heute die Personen sämtlicher Berufsgruppen und unterschiedlichen Bereichen, egal aus welchen Branchen und Bereichen. Statistisch gesehen „trifft“ es in erster Linie Menschen mittleren Alters, die mit beiden Beinen im Leben stehen: der aufstrebende Jungmanager, die langjährige Mitarbeiterin in einem Callcenter, der Informatik-Student oder die Sekretärin…Doch wie kommt es dazu, dass der Energie-Akku plötzlich leer ist? Was führt dazu, dass Freude an der Arbeit und Engagement der Demotivation und Lustlosigkeit weichen?

Viele Arbeitnehmer befinden sich heutzutage in einem permanenten Stresszustand, der auch körperlich messbar ist; so wird in akuten Stress- und Gefahrensituationen der Organismus durch körpereigene Hormonausschüttung mit Adrenalin, Cortison und vielem mehr versorgt – ein Notmechanismus, der im Organisms für Extremsituationen gedacht ist und eigentlich nur als Verteidungsmaßnahme eintritt, um alle Energiereserven zu mobilisieren , um sich entweder zu wehren oder zu flüchten. Wenn dieser Ausnahmezustand nun permanent und zu häufig eintritt, ist die logische Folge davon, dass der Mensch irgendwann mal „ausbrennt“, weil er die ganze Zeit unter Strom stand.

Dabei scheint dieses Phänomen doch nicht so neu zu sein, denn es ähnelt signifikant der  früheren „Erschöpfungsdepression“, die vom Krankheitsbild her mit dem Burnout übereinstimmt und bereits in der Bibel zu Sprache kam. Den heutigen Psychologen ist dieser Zustand als „Elia-Müdigkeit“ bekannt  und wird mit dem modernen Burnout gleichgesetzt: Der Prophet Elia soll hier unter einer Erschöpfungsdepression gelitten haben: «Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! … Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.» (1. Könige 19,3-8)

Laut den Autoren Axel Koch und Stefan Kühn *) geht der Krankheit oft eine jahrelange berufliche oder private Überforderung voraus, die das körpereigene Stressregulatorensystem aus der Balance bringt. Burnout trifft oft Menschen, hinter deren äußere Stärke ein Hunger nach Anerkennung steckt. Kennzeichen ist stets, dass es sich bei Burnout-Betroffenen um außergewöhnlich leistungsbereite, motivierte und engagierte Mitarbeiter handelt.
Diese hohe Motivation kann im Tarot durch folgende Karten angezeigt werden:

  • Der Magier (I) steht Inspiration und Schöpferkraft. Auch zeigt er Geschicklichkeit, Einflusskraft und Selbstentfaltung an. Taucht diese Karten auf, ist der Betroffene oftmals sehr ambitioniert und hat sich große Ziele gesetzt.
  • Der Herrscher (IV) kann eine Führungsrolle anzeigen. Zumindest steht er für Verantwortungsbewusst und Pflichtbewusstsein an. „Wenn ich es nicht tue, dann kümmert sich niemand darum“ ist auch eine Affinität, die den Herrscher zugeordnet wird, weil sie anzeigt, dass der Betroffene sich verantwortlich für das Ergebnis fühlt.
  • Der Hierophant (V) ist nicht unbedingt eine typische Karriere-Karte, dennoch beschreibt er ein Stück weit die ehrlichen und hehren Absichten des Betroffenen; er macht also deutlich, dass es der Ratsuchende ernst meint und vertrauenswürdig ist.
  • Der Wagen (VII) symbolisiert ebenso den Ehrgeiz – taucht dies Karte auf, dann zeigt sie, dass der Betroffene bereit ist, sich auf die beruflichen Herausforderungen einzulassen, dabei mutig und vielleicht auf revolutionär auftritt.
  • Neben dem Wagen (VII) ist die Kraft (VIII/XI) die Motivationskarte schlechthin. Erscheint sie in einem Kartenbild zum Beruf, kann man davon ausgehen, dass der/die Betroffene ehrgeizig ist und voll Power die beruflichen Aufgaben anpackt.
  • Die 6 der Münzen mag auf den ersten Blick eher unauffällig erscheinen, zeigt sie doch keine Stärke und Einflusskraft an – dennoch kann sie auch ein Wink auf das „Helfersyndrom“ (das dem Burnout oft vorausgeht) sein.
  • Tatendrang, Motivation und Selbstentfaltung kennzeichnen das As der Stäbe und zeigt – wie nahezu alle Stabkarten – die feurige und hoch motivierte Seite des Berufstätigen an.
  • Beruflich engagierte Menschen verschaffen sich grundsätzlich einen Überblick über ihre Situation. Sie können erkennen und schätzen, was sie erreicht haben und blicken zuversichtlich und optimistisch in die Zukunft. Die 3 der Stäbe sind ein Hinweis darauf.

So tritt Burnout nicht nur ein, wenn die Menschen viel arbeiten, sondern wenn die Betroffenen trotz ihrer vermehrten Anstrengungen, nicht das bekommen, was sie erwartet haben – das ist keine Seltenheit in der heutigen Berufswelt, wo viele das Gefühl haben, nie gelobt zu werden und keine Anerkennung oder Dank zu erhalten. Für mich persönlich kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: In der heutigen westlichen Welt, in der man sich ausschließlich über Karriere und Leistung definiert, Werte wie Spiritualität, Familie oder materielle Genügsamkeit keinen allzu großen Stellenwert besitzen, wird die Karriere nicht selten ausschließlich des Erfolges wegen angestrebt – und nicht etwa der Sache wegen oder weil man etwas in der Welt verändern möchte. So nimmt es nicht Wunder, wenn man sich nach jahrelangem Einsatz für etwas, was eigentlich nicht immer im Einklang mit der inneren Natur steht, komplett ausbrennt.

Nicht selten tritt das Burnout subtil auf; es kommt also nicht plötzlich, sondern ist ein schleichender Prozess. Am Ende steht dann die totale geistige und körperliche Erschöpfung. Doch fatalerweise sind es wiederum oft die ausgebrannten Menschen, die sich erneut zusammenreißen, um den Anschein der Normalität zu wahren. Sie versuchen, ihre Krankheit zu verdrängen und ihre Freizeit mit noch mehr Aktivitäten zu füllen. Viele Betroffene berichten, dass sie nur noch blind funktionierten.

Psychische Anzeichen für ein Burnout-Syndrom können sein:

  • Reizbarkeit
  • innere Unruhe, Nervosität
  • Schlafstörungen
  • Unzufriedenheit
  • Gefühl der Überforderung
  • Man muss sich zu jeder Tätigkeit aufraffen
  • Starker Wunsch, zu schlafen und seine Ruhe zu haben
  • Vergesslichkeit
  • Konzentrationsmangel
  • Fehlerhäufigkeit steigt

Folgende körperliche Anzeichen können bei Burnout-Syndrom auftreten:

  • Körperliche Erschöpfung
  • Verdauungs- und Magenbeschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Herzklopfen/Herzstiche
  • Enge-Gefühl in der Brust
  • Verspannungen (im Nacken- , Schulter und Rückenbereich)
  • Erhöhte Krankheitsanfälligkeit
  • Migräne

Aus den Karten lassen sich gewiss keine Symptome ableiten, jedoch können sie auf gewisse Muster hinweisen, die auch im Falle eines Burnout-Syndroms beachtenswert sind:

  • Der Gehängte (XII) zeigt an, dass sich der Betroffene in einer Sackgasse befindet und auch oftmals eine Opferhaltung einnimmt.
  • Auch wenn das Burnout-Syndrom meist  ein schleichender Prozess ist und nur selten der Dramatik des Turms (XVI) entspricht, ist diese Karte ein Hinweis darauf, dass bei dem Betroffenen etwas Wichtiges gescheitert ist.
    Auch kann sie ein Hinweis auf einen – sowohl innerlichen als auch äußerlichen – Zusammenbruch sein.
  • Kennzeichen des schleichenden Burnouts ist oft die Lustlosigkeit und Demotivation; die Betroffenen, die sich einst engagiert zeigten, verspüren keine Freue mehr. Hierzu gibt es natürlich auch die „klassische“ Karte, die ganz klar anzeigt, dass einem der Job „zum Halse heraushängt“: die 4 der Kelche können ebenso ein ernst zu nehmender Hinweis sein, die bisherige berufliche Strategie zu überdenken und zu überprüfen, ob das tägliche Arbeitspensum bereits zu viel geworden ist.
  • Die 8 der Kelche sind manchmal ein Indiz, dass der tägliche Gang zu Arbeit viel Überwindung kostet.
    Ist man burnoutgefährdet oder befindet man sich bereits im Prozess des Ausgebranntseins, man schottet man sich oft gegenüber den anderen ab und gibt die einstigen Ziele auf.
  • Schuldgefühle und Gefühle der Unzulänglichkeit treten beim Burnout oftmals auf – die 5 der Münzen weisen darauf hin, dass der Ratsuchende den Glauben bereits verloren hat und sich in einer Not befindet. Auf einer eher vordergründigen Ebene kann die Karte auch anzeigen, dass die Zeit knapp ist und zu einem seltenen Gut geworden ist, so dass sich der Betroffene unsicher und krank fühlt.
  • In meinen Legungen mit Ratsuchenden schälte sich für mich eine Art „klassische Burnout-Karte“ heraus, den sie erschien auffallend oft, wenn die Betroffenen das Gefühl hatten, dass ihr innerer Akku leer ist und kein inneres Engagement mehr vorhanden war: die 2 der Stäbe (wichtig: im „Rider-Waite-„Deck bzw. seinen vielen Kopien, nicht im Deck von Aleister Crowley, wo diese Karte eine andere Bedeutung hat) kann zwar meist auch nur Unentschlossenheit und eine temporäre Lustlosigkeit anzeigen, aber ebenso ein Hinweis auf innere Leere und Apathie sein. Inwieweit die innere Leere und Demotivation ausgeprägt ist, lässt sich meist aus den anderen Karten ableiten.
  • Dem Burnout ist häufig das ständige Gefühl vorausgegangen, nicht viel Zeit zur Verfügung zu haben. Die Betroffenen mussten strikt Prioritäten zu setzen und auf Musestunden zu verzichten. Ein Muster, das sich häufig festsetzt. Sowohl die 4 der Münzen als auch die 9 der Stäbe  zeigen an, dass der Betroffene sein früheres Engagement unter Verschluss hält und sich gegenüber der Umwelt abschottet. Die Unfähigkeit und der Widerwille, der empfunden wird, wenn es darum geht, ewas zu geben, geht oftmals mit dem bereits fortgeschrittenen Burnout-Prozess einher, diese Karten können ein Hinweis darauf sein.
  • Die 10 der Stäbe ist häufig ein Hinweis auf  eine Überforderung und den Verlust der Perspektive. Der Ratsuchende hat dabei stets das Gefühl, ständig zu geben, während nichts zurückkommt. Schon immer ist diese Karte ein Hinweis darauf, dass die eigenen Kräfte und Ressourcen nicht unbedingt gewinnbringend eingesetzt werden. Taucht diese Karte also in einem Kartenbild auf, ist der Betroffenen gut beraten, sein Engagement zu überprüfen.

Was ist zu tun, wenn man das Gefühl hat, ausgebrannt zu sein oder auf dem Wege dorthin zu sein?

  • Sich selbst beobachten und körperliche Warnsignale ernst nehmen
  • Verhaltensweisen, die das Burnout fördern (z.B. ständig Überstunden machen), ändern
  • Unbedingt in Balance bleiben durch richtiges Erholen (Freizeit nutzen, entspannen)
  • Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen (Arzt, Psychologe)

Der Tarot kann hilfreich sein, wenn es darum geht, die Arbeitshaltung und innere Einstellung zu überprüfen, Prioritäten zu setzen und herauszufinden, was gegenwärtig wichtig ist. Ich hoffe, der Artikel konnte ein paar Anregungen liefern.

*) Literaturhinweise:

1) „Ausgepowert? Hilfen bei Burnout und Stress“ von Axel Koch und Stefan Kühn, Gabal-Verlag

2) „Seeleninfarkt – Zwischen Burn-Out und Bore-Out“ von Rüdiger Dahlke, Goldmann Verlag

Übersetzung ins Russische von Tamta Rot: http://tamtarot.com/tarot-karriere-und-burnout-susanne-zitzl/

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...